Lady Oscar

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Lady Oscar, Bildrecht von Liquidlein

„… wie ein Mann kann sie fighten, sie kann fechten und reiten und trotzdem bleibt sie eine Frau!“ Warum wird ein Mädchen im 18. Jahrhundert zum Mann erzogen?

Lady Oscar- die Rose von Versailles

Manga: 10 Bänder, Erstpublikation: 1972-1973, Autorin: Riyoko Ikeda
Anime: 40 Folgen, Ausstrahlung: 1979, Produktion: Seiichi Ginya, Shunzo Kato
Genre: Drama, Geschichte, Romantik

Oscar Francois de Jarjayes ist die sechste Tochter eines bedeuteten Generals in Frankreich des 18. Jahrhundert.  Im Gegensatz zu ihren älteren Schwestern muss Oscar fechten und reiten lernen, um später in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Ihre Kindheit verbringt sie mit André, dem Sohn eines Bediensteten.  Mit 14 Jahren verändert sich ihr Leben schlagartig: Oscar wird von Seitens ihres Vaters befohlen sich mit Graf Gerodel zu duellieren. Der Preis soll die Aufnahme auf den Hof von Versailles als Leibgarde sein.
Oscar hat ihren eigenen Kopf. Sie widersetzt sich ihrem Vater, da sie solche Aufgaben als Kindereien abtut.  Dieser Charakterzug, eine eigenständige und emanzipierte Frau zu sein, zieht sich durch die gesamte Serie. Der Widerspruch der Aufgaben mit ihrem Geschlecht wird ab der ersten Folge betont. Das Duell wird trotzdem ausgetragen, aber nicht am geforderten Platz direkt vor den Augen König Ludwigs XV, sondern in einem Waldstück, da Oscar sich nicht vor Publikum duellieren möchte. Graf Gerondel ist überzeugt, im Kampf nicht zu verlieren – schon gar nicht gegen eine Frau.

Ihr weiblicher Fechtstil, der bedeutend schneller und agiler ist als der ihres Widersachers, wird als Vorteil hervorgebracht. Oscar kann sich in dem Duell gegen Graf Gerondel durchsetzten, der Sieg hat jedoch einen bitteren Nachgeschmack: Sie hat durch ihr Verhalten den König und ihren Vater verraten. Dieser Hochverrat beschmutzt sie und die gesamten Familie. Die Protagonistin hat nur eine Chance dem zu entfliehen: Ludwig XV fordert Oscar auf, nicht nur der Garde beizutreten, sondern auch bei der Überlieferung der Habsburger Prinzessin vor Ort zu sein und sie zu beschützen.
Durch die Worte ihres Kindheitsfreundes André und den Druck ihres Vaters, geht sie auf die Forderung ein. Sie schließt mit ihrer Kindheit ab und leugnet fortan ihre Fraulichkeit. Symbolisiert wird diese Szene durch das tragen der Kapitänsuniform der Garde.

Bei der Übergabe von Marie Antoinette muss diese ihre österreichische Kleidung und ihren geerbten Schmuck ab- und dafür französische Gewänder anlegen. Dabei kommt es zu einer Intrige: Marie, ebenfalls wie Lady Oscar 14 Jahre alt, benimmt sich entsprechend wie ein Kind. Sie ist naiv und begibt sich in Gefahr. Ihr Platz wird von einem weiblich wirkenden Jungen eingenommen, der durch eine Perücke vortäuscht die Habsburger-Prinzessin zu sein. Der Plan eines nahestehenden hochrangigen Adeligen ist Marie zu entführen, da dieser den Thron des jungen Ludwig den XVI übernehmen möchte. Lady Oscar rettet Marie Antoinette vor dem Angriff, muss jedoch mit ansehen, wie der als Marie verkleidete Junge von den Fädenziehern umgebracht wird.

Oscar wird an den Hof von Versailles geholt und ist für das Wohl von Marie Antoinette verantwortlich. Im Laufe der Serie werden beide enge Freunde. Marie steht im Kontrast zu Oscar für eine zeitgenössische, feminine junge Dame, doch haben beide auch Gemeinsamkeiten. Sie sind realitätsfremd gegenüber den Sorgen und Nöten der Bevölkerung Frankreichs.

Beide Frauen werden in die Fehden des Hofes mit hineingezogen. Sie verlieben sich in denselben Mann und dürfen ihren Gefühlen nicht nachgehen. Hans Axel von Fersen steht für alles, was Marie Antoinette von ihrem Gatten nicht bekommt: Aufmerksamkeit und Romantik. Nachdem der alte König, Ludwig XV  gestorben ist, regieren Ludwig XVI und Marie Antoinette über Frankreich.
Contra:
Die Geschichte ist komplett fiktiv, das Verhalten von erfundenen und existierenden Charakteren nicht korrekt. Marie Antoinette wird als harmloses und naives Mädchen gezeigt. Durch die Serie gewinnt man den Eindruck, dass die Französische Revolution ein unschuldiges Kind getötet hat.
Pro:
Die historischen Randinformationen von Zeit und Ort sind korrekt, ebenfalls die Details über die Sitten von Österreich und Frankreich. Die Geschichte von Marie Antoinette, Ludwig XVI, und Graf Hans Axel von Fersen werden nicht übertrieben verändert sondern nur für die Serie angepasst.
Fazit:
Die Serie ist zu empfehlen, da sie kinderleicht zu verstehen ist. Durch die Romantik und die Action bleibt die Spannung erhalten. Der Zuschauer erfährt nebenbei dank einer Erzählerin den Anfang der Französischen Revolution und auch über das tragische Schicksal der historischen Figuren. Die Geschichte wird lebendig erzählt und die Neugierde geweckt, sich mit der französischen Revolution zu befassen.


Quellenangaben:

-Monographien:
Ernst, Schulin: Die Französische Revolution, München (2015).
Angela, Taeger: Ludwig XVI, (1754-1793) König von Frankreich, Stuttgart (2006).
Benedetta, Craveri: Königinnen und Mätressen, die Macht der Frauen – von Katharina de Medici bis Marie Antoinette, München (2008).
Riyoko, Ikeda: Die Rosen von Versailles, Die Abenteuer der Lady Oscar, Bd.1-10,Hamburg(2003).

-Youtube:
TheFerusDoyle, Lady Oscar- Trailer, 23.12.2011 (https://www.youtube.com/watch?v=XPbVTO0dkJs, 18:11, 29.07.2015).
SagaraS132, Lady Oscar (German Remake Intro 2009), 07.11.2012(https://www.youtube.com/watch?v=75lWpeoFXN0, 18:13, 29.07.2015).

DVD:
Osamu, Dezaki, Tadao, Nagahama: Lady Oscar, Die Rose von Versailles, Ep. 1-40, (2009).

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