Ludwig II

Ludwig II
Ludwig II, Bildrecht von Liquidlein

Wer war König Ludwig II von Bayern? Man sagt ihm nach, dass er sich Knaben in seine Anwesen eingeladen hatte. War dem so? Vielleicht gibt der gleichnamige Manga von You Higuri Aufschluss …

Ludwig II

Manga, 3 Bänder, 1996, Autorin: You Higuri

Ludwig II, König von Bayern, ist tot. Seine Cousine Kaiserin Elisabeth von Österreich schwelgt im gleichen Traum, den ihr toter Cousin auch hat: frei zu sein. Der Manga beginnt mit dem Ende und springt kurz darauf in die vergangene Geschichte.

Der König von Bayern gibt keine Audienzen, doch der Minister Hohenlohe besucht ihn trotzdem. Vor ihm erstreckt sich eine bizarre Szene: Der König und Taxis, ein Untergebener, tragen Kostüme. König Ludwig hat sich als König Heinrich verkleidet, Taxis hingegen stellt Lohengrin dar. Beides sind berühmte Figuren aus Wagners Oper „Lohengrin.“

Hohenlohe appelliert an den Verstand des Königs und hofft, dass dieser endlich wieder Einzug in die Realität findet. Ludwig II geht auf diese Aufforderung nicht ein. Er erklärt, dass Hohenlohe nur eine Entscheidung von ihm möchte: Preußen oder Österreich? Der verkleidete Bayernkönig wiegt ab, spricht von Vor- und Nachteile. Er erwähnt Bismarck, dem er sich nicht unterordnen will, und spricht von einer Alternative, die weniger gewalttätig sei. In seiner Entscheidung für Österreich wird er von seinem Minister missbilligt. Bayern bezieht keine Stellungnahme zu den Bündnispartnern und bewegt sich zu keiner Entscheidung.

Um den Ministerns zu entfliehen, verlässt Ludwig das Schloss. Er trifft auf den jungen Stallburschen Richard Hornig, den er zu gleichen Maßen faszinierend findet wie den Opernschreiber Wagner. Letztgenannter unterstützt er auch finanziell, wofür er vom Bayrischen Volk beschimpft wird. Ludwig verfällt immer wieder in Halluzinationen: Er sieht Lohengrin, der ihn aus der tristen, aggressiven Realität entführt. Sein geliebter Hornig hingegen wird sein letzter Anker im Hier und Jetzt. Mit ihm hat Ludwig die kurzen, schönen Momente seines Lebens.

Ludwigs Lustlosigkeit gegenüber wichtigen Entscheidungen lassen ihn immer mehr in seine Traumwelt flüchten. Die Verlobung mit Sophie, der jüngeren Schwester Elisabeths, wird gelöst. Hornig vereitelt einen versuchten Mordanschlag an Elisabeth und wird dabei verwundet. Durch die Verletzung erkennt Ludwig die Menschlichkeit seines Geliebten entgegen aller Idealisierung und distanziert sich sodann von ihm und seiner gesamten Umwelt. Alles gipfelt im Auftauchen des Grafen von Holnstein, den Ludwig als einziger an sich lässt. Holnstein berät fortan Ludwig in allen seinen Entscheidungen und nutzt den geschwächten Geisteszustand des Königs zu seinen Gunsten aus.

Hornig kann nur noch zusehen wie sein geliebter König sich sein eigenes Grab schaufelt.

Pro:
Der Manga basiert zwar auf der Geschichte von König Ludwig II, doch der Stallbursche ist erfunden, um Ludwigs Zerbrechlichkeit zu erklären. Das Mysterium um den Schlösser bauenden, Wagner liebenden König wird zwar nicht aufgedeckt, jedoch gibt die Darstellung seiner Wahnvorstellungen Raum für Interpretationen. Die bekannte Szene am Starnbergersee wird mystisch aufgearbeitet. Ob Realität oder Fiebertraum: Aus Sicht von Ludwig ist sein Lohengrin real. Die Gefühle der historischen Figur und Interaktionen sind wie immer fiktiv gehalten. Die Folgen durch Ludwigs Verhalten sind aber nachvollziehbar wiedergegeben.

Contra:
Den Einfluss der „jungen Liebe“ zwischen Ludwig II und Hornig kann man als Stilmittel bezeichnen, lenkt jedoch von der eigentlichen Geschichte ab. Gleiches gilt für die Darstellung von Ludwig II, der als komplett realitätsfremd und zerbrechlich dargestellt wird. Die historischen Hintergründe liegen zwar im Fokus, werden aber von der vordergründigen Liebesgeschichte überdeckt.

Fazit:
Ludwig II ist ein historisch nachvollziehbarer Manga: Zeichnerin You Higures ist für die Geschichte an die Orte des Geschehens gereist. Sie gibt in den drei Mangabändern ausführliche Berichte wieder, inklusive Randnotizen über die Schlösser. Sie beschreibt ihre Eindrücke und den Versuch, die Atmosphäre einfangen zu wollen. Durch die Sicht von Hornig, der die politische Lage Bayerns aus Sicht des Volkes erfasst, werden die Probleme des Landes bewusst dargstellt.

Der Manga ist wertvoll, wenn es darum geht, Interesse an Geschichte zu wecken. Ludwig II wird zu einer sympathischen Figur, die man näher ergründen möchte. Elisabeth wird in dem Punkt ebenfalls nicht ausgelassen, ist jedoch nur eine Randerscheinung. 

Quellenangaben:

Monographien:
Christine, Tauber: Ludwig II, das phantastische Leben des Königs von Bayern, München (2013).
Marcus, Spangenberg: Ludwig II, der andere König, Regensburg (2011).
Hermann, Rumschöttel: Ludwig II. von Bayern, München (2011).

You, Higuri: Ludwig II, Der Mondkönig, Bd. 1-3, Stuttgart (2004).
Youtube:
June Manga, Ludwig II by You Higuri, 19.06.2009 (https://www.youtube.com/watch?v=5nN37ythvVk, 18:36, 29.07.2015).

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